Wahrscheinlich nicht! Die allerwenigsten Übersetzungskunden brauchen meiner Meinung nach „eine Übersetzung“. Sie benötigen einen Text in einer anderen Sprache, der den beabsichtigten Zweck erfüllt, also zielführend ist. Es gilt, Informationen adressatengerecht aufzubereiten und in eine andere Sprache zu übertragen.
Fragen, Antworten, Quintessenzen
Die maschinelle Übersetzung hat in den letzten Jahren gewiss erhebliche Fortschritte gemacht. Insbesondere die neuronale maschinelle Übersetzung liefert manchmal verblüffend gute Ergebnisse. Inzwischen hat auch die breite Öffentlichkeit Erfahrung mit solchen Systemen.
Bei allem Fortschritt „übersetzen“ diese Systeme jedoch nicht. Denn Übersetzen heißt erst verstehen, dann in einer anderen Sprache ausdrücken. Die maschinelle Übersetzung „versteht“ – dem Prädikat „Artificial Intelligence“ zum Trotz – nach wie vor nichts von der Botschaft.
Die scheinbar guten Ergebnisse dieser Systeme sind – wo sie doch erreicht werden – darauf zurückzuführen, dass sie sich aus schon vorhandenen, von professionellen Übersetzern und Übersetzerinnen erstellten Übersetzungen bedienen. Es sollte deshalb nicht überraschen, dass eine maschinell erstellte Übersetzung sehr gut klingen mag. Dabei drückt sie allerdings nicht unbedingt die gewollte Botschaft aus.
Vernünftig und vorsichtig eingesetzt, kann die maschinelle Übersetzung durchaus ein weiteres Werkzeug im Werkzeugkasten eines Profis sein. Ersetzen kann sie ihn aber nicht. Dass sie manchmal recht passable Ergebnisse liefert, ist nur dann ausreichend, wenn „manchmal“ und „recht passabel“ der Maßstab sind.
In der Regel weder noch. Einen ausschließlich für Großbritannien gedachten Text übersetze ich ins britische Englisch (meine Muttersprache). Solche Aufträge sind aber die Ausnahme. Mittelständische Betriebe in Deutschland brauchen üblicherweise eine einzige englische Fassung, die sich für den gesamten englischsprachigen Raum eignet.
Darüber hinaus muss diese Fassung auch für all diejenigen geeignet sein, für die keine eigene Sprachfassung erstellt wird. Beispiel Website: Auch wenn dem Besucher die Wahl zwischen DE und EN angeboten wird, ist die beabsichtigte Zielgruppe entweder der deutschsprachige Raum oder der Rest der Welt (bzw. zumindest das restliche Europa).
Dies stellt auch Anforderungen an die Übersetzung. Sie darf die Leserschaft zum Beispiel nicht mit länderspezifischen Eigenheiten überfordern.
Die mit einer Übersetzung verbundene Arbeit steht nur bedingt im Verhältnis zu ihrer Länge. Die Übersetzung komplizierter Sachverhalte kann dem Übersetzer ein Mehrfaches an Zeit und Expertise abverlangen als die Übersetzung eines einfachen Textes gleicher Länge.
Gleiche Preise (pro Wort bzw. pro Normzeile) für alles beruht auf dem Prinzip, dass sich diese Unterschiede ausgleichen. Jahrelang hat dieses Prinzip mehr oder weniger funktioniert; zunehmend ist das nicht mehr der Fall.
Mit meiner Preisstrategie möchte ich diese Schieflage korrigieren. Ich biete Übersetzungen zum Festpreis an; Preistransparenz ist also nach wie vor gewährleistet. Ich trage aber mit dem jeweiligen Pauschalpreis der Tatsache Rechnung, dass die Übersetzung schwieriger Sachverhalte zum Teil ein Mehrfaches an Zeit erfordern kann. Oder aber, dass einfachere Texte schneller von der Hand gehen. Übersetzen ist nun eben nicht gleich Übersetzen.
Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Das Vier-Augen-Prinzip sollte dafür sorgen, dass diese Fehler gefunden werden.
Im Prinzip eine gute Sache, und seit Jahren bewährte Praxis in der Übersetzungsbranche. Die Frage bleibt jedoch: Wer macht, wer prüft? Ein ungeeigneter Übersetzer in Kombination mit einem ungeeigneten Lektor ergeben keine gute Übersetzung.
Der Umfang des Lektorats unterscheidet sich in der Branche auch gewaltig. Wünschenswert wäre, dass der Lektor tatsächlich die ganze Übersetzung nachvollzieht. Oft wird die Übersetzung jedoch nur im Zieltext gelesen, also nicht mit dem Ausgangstext verglichen. Manche Anbieter lesen nur stichprobenartig. Sogar eine einfache Rechtschreibprüfung gilt manchmal als Lektorat.
Speziell für Kunden in der deutschen Industrie und Wirtschaft verfolge ich einen anderen Ansatz. Englischkenntnisse, die Schulenglisch weit übertreffen, sind in der Regel in solchen Unternehmen schon vorhanden, und zwar im firmeneigenen Fachbereich. Es wäre Unsinn, dies zu leugnen und nicht zu nutzen. So sitzt der bestmögliche Lektor meistens schon im Betrieb. Wo ein solcher Lektor nicht verfügbar ist, kann ich natürlich ein Lektorat durch einen Kollegen/eine Kollegin organisieren.
Und das muss auch nicht schlecht sein! Entscheidend ist, was Sie für Ansprüche haben – und was für Ressourcen. „Das reicht uns so“ mag ein ausreichender Anspruch sein, aber manchmal eben auch nicht. Falls nicht, kann es sich lohnen, die Unterstützung eines Profis in Anspruch zu nehmen. Und zwar eines Profis, der sich selbst nicht in Konkurrenz zu Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sieht, sondern als Teil Ihres Teams. Ob ich übersetze und Sie lektorieren oder umgekehrt, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist nur das Ergebnis.
Moment mal: Ist der Spruch nicht genau andersherum?
Ja – aber bei mir heißt es bewusst so. Ich lege Wert auf Kundennähe und auf Mitdenken in Ihrem Sinne. Ich mache mir Ihre Botschaft zu eigen und trage sie dann über die Weltsprache Englisch in die Welt.